Faktencheck Arsen und Sulfat

stammtisch_nr7Der 7. Stammtisch am 20.07.2016 war angelegt als Faktencheck zu Arsen und Sulfat. Die im Vorfeld erarbeiteten Fragen wurden am Abend durch vier Vorträge und die anschließenden Fragerunden beleuchtet.

Den Aufschlag machte der Ökotoxikologe Dr. Werner Kratz vom NABU Brandenburg. Er sprach über die in 2015 vorgenommen Bodenproben in Ockerschlammhalden. Hierbei wurden bis zu 53mg Arsen pro kg Bodenprobe gefunden. Der NABU fordert ein ganzheitliches Konzept für die Folgen des Braunkohle-Tagebaus und einen Leitfaden für die konsistente Beprobung, Analytik, Bewertung und Zertifizierung vom Ockerschlämmen.

Es folgte Axel Kruschat vom BUND Brandenburg. Er sprach über die Verockerung rund um den Tagebau Welzow Süd. 2014 hat der BUND hier Strafanzeige gegen Vattenfall wegen Überschreitung der wasserrechtlich genehmigten Eisen-Grenzwerte gestellt. Er führte aus, dass die vom Landesbergamt genehmigten 5mg/l keine Verockerung der Fließgewässer verhindern. Bereits ab einer Konzentration von 2-3mg/l Eisen gibt es die bekannte braune Trübung. Die Menge von 5mg/l Eisen tötet bereits 80% der Organismen. Ab 6 mg/l sind die Gewässern tot. Rund um den Tagebau Welzow kam es bis zur Inbetriebnahme der neuen Grubenwasserreinigungsanlage zu erheblichen Grenzwertüberschreitungen. Anstatt für sauberes Wasser zu sorgen, genehmigte das Landesbergamt die Verschiebung der Meßstellen. Ein Skandal, da das eingeleitete Wasser nun weit entfernt von der Einleitstelle in stark verdünnter Form beprobt wird. Seit März 2015 wirkt die Grubenwasserreinigungsanlage. Seitdem sind die Ockerwerte ok. Leider steigen nun die Sulfatwerte ernorm auf bis zu 920 mg/l. Sulfat ist nicht nur ein Problem im Trinkwasser. Es greift auch Beton an, so werden Brücken und andere Bauwerke geschädigt.

Weiter ging es mit Dr. Jörg Gelbrecht vom Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Es wurde über die Entstehung von Sulfat bei der Oxidation von Pyrit gesprochen. Sulfat hat direkte und indirekte toxische Wirkung. Das Problem sind einerseits die o.g. Punkteinleitungen, andererseits gibt es zunehmend difusse Einströmungen durch das wieder ansteigende Grundwasser. In Bergbauseen gibt es bis zu 3000 mg/l Sulfatbelastungen. Bisher gibt keine bezahlbare und ausgereifte Technologie zur Sulfatreduzierung in den Gewässern. Zur Zeit wird lediglich sauberes mit sulfatbeslasteten Wasser gemischt. Ein Dossier zum Thema hier.

Dirk Marx von der BTU Cottbus/Senftenberg beendete den Abend mit einem Aufruf zur Beteiligung an einem transdiziplinären Forschungsprojekt. Das besondere an diesem Projekt mit dem Arbeitstitel Verantwortungsvoller Umgang mit Boden, Wasser und Menschen in der Niederlausitz ist die Beteiligung der Bürger – Citizen Science. Wissenschafter der verschiedenen Disziplinen und interessierte Bürger sollen gemeinsam an diesem Projekt arbeiten.

Artikel in der Lausitzer Rundschau

Videodokumentation der Veranstaltung
ab 7:45 Vortrag von Dr. Werner Kratz
ab 35:00 Vortrag von Axel Kruschat
ab 1:09:15 Vortrag von Dr. Jörg Gelbrecht
ab 1:54:35 Vortrag von Dirk Marx