Schaden von Land und Volk abzuwehren und den Nutzen zu mehren

Zur Fragestunde der BI mit Abgordneten des Landtages am 29.03.2015, führte Michael Lachmann in das Thema ein. Hier gibt es eine gekürzte Version seiner Rede zum Lesen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Michael Lachmann, gelernter Bergmann vor 40 Jahren mit dem wunderschönen Berufsnamen Facharbeiter für Bergbautechnologie, Spezialisierung Bergvermessung […].

Hier vor Ihnen stehen nun Bürger und Bauern, so will ich es mal aus der Brandenburghymne entnehmen, also Brandenburger, die ein sehr inniges Verhältnis zu ihrer Heimat haben. Fünf Dörfer sind dem Bergbau hier vor Ort seit 1936 zum Opfer gefallen. Die Menschen hier mussten immer wieder gravierende Einschnitte in ihr Leben und Einschnitte in die Natur erdulden. Viele sind mit schlechten Entschädigungen aus ihren Dörfern umgesiedelt worden und viele, nicht alle, waren froh, das Ende des Bergbaus und den Beginn einer neuen Entwicklung mit dem zukünftigen See mitzuerleben und mitzugestalten. Wie Eltern, die die Geburt eines Kindes erwarten, so freuen sich viele, auf diesen See, der viele Potentiale in sich trägt.


Doch schon vor Jahren gab es mit der LMBV das erste Problem. Heute spricht die LMBV wieder vom Restloch Greifenhain. Doch schon vor ca. zehn Jahren, wurden der Gemeinde Planungsunterlagen übergeben, die den Namen Greifenhainer See enthielten. Die LMBV, durch die Gemeinde angesprochen, wer denn dem See den Namen gegeben hat, tat überrascht. Doch für Namensgebungen im Hoheitsgebiet einer Gemeinde, so ist allgemein bekannt, ist die betroffene Gemeinde zuständig, der Ordnung halber. Nach Beratungen und Beschluss bekam dann der See seinen Namen. Wie bei der Geburt eines Kindes, geben natürlich die Eltern dem Kind den Namen. Und das nach der Geburt. Also war der See schon vor 10 Jahren geboren und zwar durch die LMBV selbst.

Sanfter Tourismus ist im Zweckverband Lausitzer Seenland für diesen See geplant. Die Tiefe des Sees soll ganz speziellen Anglertourismus anziehen, denn diese Tiefe lässt hier besondere Fischarten leben, die diese Tiefe mögen, z.B. die kleine Maräne, ein guter Speisefisch. Schon jetzt ist der Fischbestand erstaunlich, wird vom örtlichen Anglerverein aus Beobachtungen berichtet. Der Seeadler und der Fischadler hat sich schon in unmittelbarer Nähe niedergelassen. Internationale Landschaftsarchitekten haben sich mit Planungen um den See bemüht, die IBA hatte Projekte entworfen. Über keinen Bergbausee ist soviel nachgedacht worden, glaube ich zu wissen, wie über diesen. Junge Leute siedeln in den fast verlassen gewesenen Dörfern Pritzen, Kunersdorf und Laasow wieder an. Lieder wurden für diesen See komponiert.

Und jetzt diese Enttäuschung: Das Kind wird bei seiner Geburt krank sein, behindert über viele Jahrzehnte, vielleicht für immer, weil ein Experiment mit ungewissem Ausgang dieses Gewässer, mit einer bisher besten Wasserqualität, fast Trinkwasser, belasten soll. Nun wird in den Planungen immer von EH-Schlämmen gesprochen. Die Wahrheit ist wohl eine andere, und das kam am vergangenen Mittwoch beim Forum Klare Spree in Raddusch deutlich zum Ausdruck. Über hundert Kilometer Fließgewässer zum und im Spreewald sind so verschlammt, dass sie ausgebaggert werden müssen. Die beauftragte LMBV weiß nicht wohin mit diesem Baggergut und dieses Baggergut sind keine EH-Schlämme, sondern Zivilisationsschlämme mit allen nur erdenklichen Inhalten. […] Die LMBV braucht also Hilfe, das Problem der braunen Spree anders zu lösen, als es unter Wasser zu verkippen. Das kann auch nicht Made in Germany oder deutsche Ingenieurskunst sein. Wenn sich das in Europa herumspricht, dass das deutscher Standard werden soll, und hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, kann es nur einen riesengroßen Aufschrei geben. Auch ist zu bedenken, dass in unmittelbarer Nähe des Sees Trinkwasser für Altdöbern und Großräschen gewonnen wird.

Helfen Sie uns!

Sie, als Politiker und Abgeordnete sind jetzt gefragt, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche das Deponieren dieser ungeheuren Mengen an Baggergut, welches die nächsten 100 Jahre anfallen kann, möglich macht. Denn EH wird solange hier noch Bergbau betrieben wird ständig wieder neu anfallen. So wird also das Ausbaggern der Vorfluter des Spreewalds sowie des Spreewaldes selbst eine unendliche Geschichte werden. Und das weiß die LMVB. Hätte man gewusst, so ein Vertreter des Landesbergamtes, dass bei Wiederanstieg des abgesenkten Grundwassers aus dem Raseneisenerz soviel Eisenhydroxid entsteht, und die Lausitz ist voll davon, hätte man Bergbau hier gar nicht betreiben sollen oder den Bergbau nicht einstellen dürfen. Also die LMBV braucht Möglichkeiten für eine Deponie. […]

Eine Deponierung ist natürlich teurer als das Einspülen in einen See, so die Vertreter der LMBV „und sie glauben doch wohl nicht, Herr Lachmann, dass die Politik ihnen hierbei helfen wird, das dafür notwendige Geld bereit zu stellen.“

Der Begriff Endlager schmerzt natürlich die LMBV und sie findet es nicht angemessen, doch was soll das hier werden bei der geplanten Menge von 220 Millionen m3? Und wenn erst mal die Genehmigung erteilt ist, fragt niemand mehr, ob es Abfall ist oder nicht.

Liebe Abgeordnete und Gäste, ich hoffe, ich habe Ihnen in diesen kurzen Worten das Problem erläutern können und wir alle hoffen auf Ihre Hilfe, denn ein zweites Wendland oder vielleicht noch Zustände wie in Frankfurt am Main können wir um Gottes Willen hier nicht gebrauchen.

Und noch ein Appell an unsere Landesregierung: Ihr Amtseid lautet: Schaden von Land und Volk abzuwehren und den Nutzen zu mehren. Denken Sie daran! […]